Ein traumatisches Erlebnis ist ein seelischer Schock. Es ist schwer für die Betroffenen zu begreifen, was ihnen passiert ist und wie sie damit fertig werden sollen. Nach einem traumatischen Erlebnis haben fast alle Menschen unangenehme Gefühle, belastende Gedanken und körperliche Empfindungen. Man meidet gewisse Situationen, zieht sich zurück, weil man Angst hat oder sich schämt, obwohl man nicht weiß, warum das so ist. Es bedarf oft eines langen Zeitraumes, bis diese wieder abklingen.
Eine Traumatisierung hinterlässt unverarbeitete Eindrücke im Gedächtnis. In der Zeit nach einem traumatischen Erlebnis, erleben die Betroffenen häufig Situationen von Überflutung d.h. bedrohliche wie belastende Bilder, Geräusche, Empfindungen und Gedanken treten in den Vordergrund
- sogenannte
Flashbacks -
Sie treten plötzlich und unerwartet auf, ohne dass die Betroffenen eine Möglichkeit haben, Einfluss darauf zu nehmen. Das kann verwirrend und erschreckend sein. Die Auswirkung und somit die Tiefe der Verletzung steht im Zusammenhang mit der Persönlichkeitsstruktur, der Entwicklungsphase, in er das traumatische Ereignis eingetreten ist und der Intensität des Reizes.
Der Verarbeitungsversuch der Psyche besteht darin, u.a. zwischen entgegengesetzten Zuständen zu schwanken, die als Intrusion und Konstriktion bezeichnet werden.
Was ist eine
Intrusion?
Das Trauma reaktualisiert sich. Die Betroffenen haben das Gefühl, als seien sie wieder in der bedrohlichen Situation.
Intrusionen sind keine Erinnerungen, sondern erneut es Durchleben des traumatischen Ereignisses.
Intrusionen können u.a. durch Gerüche, Situationen angetriggert werden. Das bedeutet, durch einen Außenreiz sind die Betroffenen wieder im “alten Film”, empfinden die gleichen Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Zubeachten ist, dass alles, aber auch alles für den einzelnen Betroffenen ein Trigger, sozusagen ein Auslöser sein kann.
Was ist eine
Konstriktion ?
Die Konstriktion ist das erlebte Gegenteil der Intrusion.Es werden Zustände von emotionaler Betäubung, Lust-, Freudlosigkeit und Leere empfunden, die sogenannte Anhedonie, die als eine Art innere Lähmung erlebt wird. Abnorme Erlebnisse, Verarbeitungsprozesse und Reaktionsweisen Um die traumatischen Situationen zu bewältigen, entwickelt der Mensch Bewältigungsstrategien, die gleich zu setzen sind mit Trauma-Coping-Mechanismen.
Eine der wichtigsten Coping-Mechanismen ist die
Dissoziation.
„Darunter verstehen wir den Prozess, durch den bestimmte Gedanken, Einstellungen oder andere psychologische Aktivitäten ihre normaleRelation zu anderen, bzw. zu übrigen Persönlichkeit verlieren, sich abspalten und mehr oder minder unabhängig funktionieren“ (Arnold et al,1980). Den Betroffenen bleibt in dieser Situation also nichts anderes übrig, als bestimmte Gefühle von sich selbst abzuspalten.
Zwei Unterformen der Dissoziation sind die
Derealisation und die
Depersonalisation.
Die Folge dieser Mechanismen ist eine Wahrnehmungsveränderung, die durch Abwehrmechanismen stabilisiert und aufrecht erhalten werden kann.So entwickeln viele körperlich misshandelte Menschen z.B. die Fähigkeit, aus ihrem Körpererleben herauszusteigen, neben sich zu stehen. Eine andere Möglichkeit die „Zustände“ der Depersonalisation / Derealisation zubeenden, ist das selbstverletzende Verhalten.
Eine weitere Bewältigungsstrategie ist der Versuch,Trigger und Retraumatisierungen zu vermeiden, indem Betroffene ihre Wahrnehmung danach ausrichten, nur gute Objekte in Personen zu projizieren, die nie verletzen, allein lassen, enttäuschen oder kränken. Die Erkenntnis, dass Menschen nie „nur gut sein können“, führt leider immer wieder zu neuen Retraumatisierungen, solange das Trauma nicht bearbeitet wird.
(Quellen: Anne-Katrin Marten, Diplom-Psychologin / Psychotherapeutin)
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